Hackenwalde
Deutscher Name: Hackenwalde (früher auch
Hakenwalde)
Heutiger Name: Krepsko
Kreis: Naugard
Heutiger Kreis: Zachodniopomorskie
Lage: 14°44‘ Ost, 53°36‘ Nord
Lagebeschreibung: ca. 7 km nordwestlich von
Gollnow, ca. 25 km nordöstlich von Stettin, ca. 35 km hinter der
deutsch-polnischen Grenze
Religion: ev.luth.
Kirchspiel: Gollnow, bis 1811 hatte Hackenwalde eigene
Kirchenbücher
Gemeindelexikon: IV-16-42
Hackenwalde wurde im Jahre 1747/1748 gegründet als
Eigentumsdorf von Gollnow. Grundlage war die vom Preußenkönig
Friedrich II ("der alte Fritz") angeordnete
Kolonisation des Oderbruchs ab 1746.
Die Ansiedlungen hießen zuerst "in der Butzebinde",
mit 22 Halbbauern besetzt, und "auf dem Hohen Horst",
mit 2 Halbbauern. Im Jahre 1751 wurden sie nach einem Minister
(von Hack) in "Hakenwald" umbenannt.
Angesetzt wurden "Polen und Neumärker", während in
anderen Orten die größte Gruppe der Zugezogenen Pfälzer waren.
König Friedrich hatte verfügt, daß die neuen Kolonien nur an
"Ausländer" vergeben werden, also keine bereits
Ortsansässigen.
(siehe: http://digibib.studienstelleog.de/sdo/sog/KOL.kol-pom-gebhard.pdf)
Im Jahre 1754 wurde eine Untersuchung angeordnet, in denen der
Stand der Entwicklung der Kolonien festgehalten wurde. Die Namen
der ersten Kolonisten in Hackenwalde waren:
Siedlung "in der Butzebinde":
1. Schulze Joh. Christ. Carow, 2. Joh. Carow, 3. Magnus Jordan
(wird Bauer in Gollnow; Peter Klietz),
4. Joh. George Größ, 5. Joh. Größ, 6. Heinr. Rodemann, 7.
Thomas Carow, 8. Adam Carow,
9. Kurtzweges Witwe, 10. Peter Bentantz, auch Renfranz, 11. Paul
Garnetzky, 12. Ludw. Quadens Frau,
13. Gottfr. Schröter, 14. Christ. Sachse, 15. Martin Röseler,
16. Christ. Goltze, 17. Hans Garnetzky,
18. Gottfr. Kurtzweg, 19. Martin Schmidt,
20. Siegmund Carow (als Müller nach der Neumark zurück; Christ.
Wendt).
Auf dem Hohen Horst:
21. Matth. Golcke, 22. Ludwig Röhl.
Bevölkerungszahlen:
1754: insgesamt also 22 Höfe mit geschätzten 100 bis 130
Personen.
1820: 335 Personen, 66 Bauernhöfe, 50 Häuser
1843: 615 Personen, 100 Bauernhöfe, 65 Häuser
1871: 1139 Personen, siehe Volkszählungsdaten
1905: 838 Personen
1925: 810 Personen
1939: 713 Personen
2000: 352 Personen
Volkszählungsdaten am 1.Dezember 1871:
1139 Einwohner, davon 582 männlich, 557 weiblich, 691
ortsgebürtig, 1138 evangelisch, 1 katholisch, 0 Juden, 310
Kinder unter 10.Jahren, von den Personen über 10 Jahren können
765 lesen und schreiben, 55 sind Analphabeten, 0 ohne Angabe.
Personen mit Gebrechen: 0 Blinde, 1 Taubstumme, 3 "Blöd-
und Irrsinnige", 0 sind ortsabwesend, insgesamt 111
Wohngebäude, 1 Wohnplatz, 218 Familienhaushalte, 5
Einzelhaushalte
Demnach entwickelte sich Hackenwalde mit über 1000 Personen
zu einem der etwas größeren Dörfer in der Region Gollnow,
obwohl sicherlich einige Familien gegen Mitte des 19.
Jahrhunderts als Alt-Lutheraner nach Amerika ausgewandert sind.
(Alt-Lutheraner: im Jahre 1940 lebten in Hackenwalde 95
Alt-Lutheraner, Hackenwalde war damit eine der größten
Alt-Lutheraner-Gemeinden in der Region. In den Jahren 1839-1850
sind ca. 5000 Alt-Lutheraner aus Pommern ausgewandert,
hauptsächlich nach Amerika und Australien. Grund hierfür war
die vom preußischen König Friedrich Wilhelm III im Jahre 1817
verfügte "Kirchenunion", bei der alle freikirchlichen
Strömungen in einer protestantischen Landeskirche vereinigt
wurden. Die Alt-Lutheraner wollten sich dem nicht unterordnen und
bildeten ab 1830 eigene Gemeinden, die in ihrer
Religionsausübung jedoch behindert wurden. Die Versuchung war
groß, in ein Land auszuwandern, in dem die freie
Religionsausübung nicht behindert wurde. Die allgemein schlechte
wirtschaftliche Lage zu der Zeit verstärkte diesen Trend noch
(1844 und 1846 gab es zwei sehr schlechte Ernten). In Amerika
wurde den Einwanderern zu der Zeit recht freigiebig Land zu
äußerst günstigen Konditionen angeboten.
Mit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV (König 1840-1858)
verbesserte sich die Situation wieder. 1845 erließ der König
eine Generalkonzession für die "von der Gemeinschaft der
evangelischen Landeskirche sich getrennt haltenden
Lutheraner").
Die Gegend war aber schon in Vorzeit besiedelt, es soll in
Hackenwalde Keramikfunde aus dem Neolithicum von ca. 2000 v.Chr.
gegeben haben.
In neuerer Zeit lebten die Menschen größtenteils von
Landwirtschaft, aber auch von Schafzucht; die Wolle wurde auf dem
Markt in Stettin verkauft. Die Höfe waren bis zu 30 Morgen
groß.
1945 hieß das Dorf kurze Zeit "Hoza Wola", wurde aber
dann in Krepsko umbenannt, wegen dem nahegelegenen Fluß
"Krempe" (obwohl der meines Wissens "Krampe"
heißt...)
Die heutige Bebauung besteht weitestgehend aus Gebäuden vom Ende
des 19./Anfang 20. Jahrhunderts.
Familien in Hackenwalde ca. 1939
(unvollständig, erstellt anhand der Angaben meines Großvaters)
Foth, Genetzki, Guntzkow, Hoffmeister, Jungnickel, Klütz 2x,
Knuth 2x, Lange, Lass, Lenz 2x, Lünse, Manthej, Müller, Quade
2x, Radtke, Redepennig, Reinke, Scheel, Schmidt 2x, Siewert,
Sternke 3x, Straßburg,
Thoms 2x, Trews, Vogt, Völker 2x, Winkelmann, Ziese
Der Lehrer an der Schule war Herr Manthej.
In Hackenwalde gab es zwei Lokale. Das Lokal "Ziese" am
Dorfplatz und ein weiteres Richtung Kattenhof.
Familien, nach denen ich in Hackenwalde derzeit
forsche:
Barkow, Kindt, Knuth, Klütz, Lange, Lawerenz, Lenz, Quade,
Radtke, Retzlaff, Sternke, Straßburg, Tetzlaff, Versümer,
Winkelmann
Quellen für Ahnenforschung in Hackenwalde:
Mormonen
Internet:
Batch-Nr. : C998191 = Taufen 1806-1824 ; 1845-1871
(http://www.familysearch.org/Eng/Search/frameset_search.asp?PAGE=igi/search_IGI.asp)
Filme:
Taufen 1806-1824, 1845-1871 - FHL INTL Film 1180438 Item 1
Taufen 1806-1824 FHL INTL Film 905030 Item 2
Taufen 1825-1844 FHL INTL Film 903354
Taufen 1845-1870 (Hackenwalde) FHL INTL Film 905022 Item 3
Taufen 1845-1870 (Kattenhof) FHL INTL Film 903359 Item 1
Heiraten 1766-1832 FHL INTL Film 903356
Heiraten 1833-1855 FHL INTL Film 905031
Heiraten 1868-1870 FHL INTL Film 905033 Item 2
Taufen 1825-1827 (andere Kopie) FHL INTL Film 1551874 Item 4
Taufen 1827-1844 (andere Kopie) Konfirmationen 1825-1844 Tote
1884-1890 Heiraten 1766-1832 (andere Kopie) Taufen 1766-1769
(andere Kopie) FHL INTL Film 1551875
Taufen 1769-1787 (andere Kopie) Heiraten 1856-1868 Taufen
1806-1824 (andere Kopie) FHL INTL Film 1551876
Heiraten 1833-1855 (andere Kopie) Heiraten 1868-1885 Taufen
1845-1877 (Kattenhof) Tote 1846-1877 (Kattenhof) Heiraten
1845-1877, 1887 (Kattenhof) FHL INTL Film 1551877 Items 1-3
Taufen 1766-1787 FHL FHL INTL Film 905017
Altlutheraner : Taufen 1836-1860 Konfirm. 1845-1851 Heiraten
1841-1871 - FHL INTL Film [ 905026 ]
Standesamt: Heiraten, Tote 1874-1876 Heiraten 1877 - FHL INTL
Film [ 1199620 Items 18-24 ]
Tote 1877 - FHL INTL Film [ 1199621 Item 1 ]
Eine Suchmöglichkeit ergibt sich hier bei genealogienetz.de:
Familiendatenbank (Ortsfamilienbuch) 1836-1871, basierend auf dem Kirchenbuch Pribbernow/Hackenwald LDS-Film 0905026 (Altlutheraner)Archiv http://www.szukajwarchiwach.pl/:
1845-1870 Originale Hackenwalde Geburten http://www.szukajwarchiwach.pl/65/44/0/1.4/17#tabSkany
1874-1877 Register Hackenwalde Heiraten und Tote http://www.szukajwarchiwach.pl/search?q=krepsko%20XSKANro%3At%20XARCHro%3A65&order=
NEU !!!
Bilder von
meinem Besuch im Oktober 2004:
Eindrücke:
Hackenwalde war für mich auf meiner Reise von großem Interesse,
weil viele meiner Vorfahren aus diesem Ort kommen, mein Vater und
Großvater sind hier geboren (der Hof steht leider nicht mehr).
Hackenwalde bildete vor Jahren sozusagen den Ausgangspunkt meiner
Ahnenforschung.
Der heutige Zustand des Dorfes:
Mittlerweile leben in Hackenwalde mit nur noch 352 Personen ca.
halb so viele wie vor dem Krieg und nur noch ein Drittel so viele
wie einst um 1871.
Im Zentrum am Dorfplatz steht die frühere altlutherische Kirche
(mittlerweile natürlich katholisch), sowie die alte Schule und
einige Häuser, bei denen ich die Namen der früheren Einwohner
wusste (siehe Fotos). Die alte Schule wird jetzt offenbar als
Wohnhaus genutzt, dafür ist direkt auf dem früheren Dorfplatz
jetzt die neue Schule mit flachen Gebäuden errichtet worden. Der
früher am Nordrand des Dorfplatzes gelegene Friedhof existiert
nicht mehr. Im Dorfzentrum soll es früher 4 Bäckereien gegeben
haben (Lass, Robert Berndt, Hans Baum und Walter Schmidt), aber
weder die, noch andere Geschäfte habe ich entdeckt.
Weiter nördlich im sogenannten "Hackenwalde Jenseits"
nördlich des Münchenbaches stand links der Hauptstraße früher
noch die größere Landeskirche, man sagt sie wurde abgebaut und
nach Warschau gebracht. Auch der dazugehörige Friedhof ist
praktisch nicht mehr zu erkennen. Hackenwalde ist ja auch etwas
"verstreut" und man braucht schon gute und detailierte
alte Karten, um sich zurechtzufinden.
Fazit: Natürlich kenne ich Hackenwalde nicht persönlich aus der
deutschen Zeit vor dem Krieg, doch ich kann mir vorstellen, dass
manch einer der früheren Bewohner wehmütig bei dem heutigen
Erscheinungsbild wird. Mein Großvater wollte zu Lebzeiten
absichtlich nicht dorthin zu Besuch fahren, sondern es in seiner
Erinnerung bewahren - er hat mir 1989 nach über 50 Jahren den
Ortsplan mit fast 100 Familiennamen aus dem Gedächtnis
gezeichnet (siehe ganz oben). Und doch war mein Besuch dort für
mich sehr aufregend und bewegend - Ich wollte sehen, wo meine
Vorfahren lebten, einen Eindruck gewinnen - nicht die Uhr
zurückdrehen... Positiv sei zu vermerken, dass Hackenwalde
natürlich wie alle Dörfer der Region unter Landflucht zu leiden
hat, die Bevölkerungszahlen zeigen das, doch ist es immer noch
einer der größeren Dörfer im Gollnower Umland, und die neue
Schule und die vielen Kinder, die ich sah, lassen dern Ort immer
noch lebendiger erscheinen, als viele andere, die ich auf meiner
Reise besuchte.
Eine Chronik von Hackenwalde ist jetzt verfügbar unter:
http://www.vorfahreninfo.de/Orte/Chronik_Hackenwalde.doc
NEU !!!
Bilder von
meinem Besuch im Juli 2012:
Diesmal traf ich zufällig den Pastor vor Ort an, der so nett war, uns in die Kirche zu lassen und Fotos zu machen !